Boxen gegen die Weltmeisterin

Die Männer haben die „Schlacht der Geschlechter“ verloren… und ich krieg‘ auf die Nase dafür.

An und für sich ist es ja eine coole Rubrik, die jeden Morgen, um 6:30 Uhr auf Radio Fantasy zu hören ist: „Die Schlacht der Geschlechter“ – Männer bekommen Frauenfragen gestellt, Frauen Männerfragen. Nicht so schön, wenn die Männer im „Team Alex“ am Monatsende weniger Punkte haben, weil ich dann eine Straf-Challenge absolvieren muss. So passiert im November. Deswegen hieß es: Ab in den Ring, gegen die mehrfache Box-Weltmeisterin Nikki Adler. Da gehen dir im Vorfeld einige Dinge durch den Kopf: Wie darauf vorbereiten? Wie weh tut es? Wie mache ich eine einigermaßen gute Figur, weil, klar, mit Siegen ist da nichts.

Gott sei Dank bin ich körperlich ziemlich fit, da ich regelmäßig Functional Training bei TRAIN MY BODY in Augsburg mache. Hier habe ich auch gleich mal meine Intensität erhöht und mein Coach Ireneus hat mir ein paar extra Einheiten am Punching-Sack verpasst. Dann war es also soweit: Die erste Begegnung mit Nikki, die für eine Box-Maschine erstaunlich weiblich, hübsch und alles andere als demoliert aussieht. Die Zähne wie frisch vom Zahnarzt poliert. Alle in Reih und Glied, weiß glänzend. Und auch die Stimme nicht so, wie man sie sich eventuell bei einer Frau vorstellt, die in einer klassischen Männerdomäne überaus erfolgreich ist. Nächster Step: Mundschutz anfertigen. Dazu muss ich eine knetmasseartige Pampe in den Mund nehmen, erweicht durch heißes Wasser. Die Masse schließt sich um meine Zähne und bildet deren Gesundheitsversicherung für den Fight. Reden ist jetzt nicht mehr viel, weil ich unendlich lispele und jedes Wort mich dem Würgereiz näherbringt. Letzter Tipp von Nikki: „Locker bleiben und nie aus der Deckung gehen.“ Die Regeln: Wir kämpfen solange, bis einer von uns beiden „Geronimo“ schreit, um seine Aufgabe zu signalisieren. Los geht’s. Beide tänzeln wir, beide haben wir die Boxhandschuhe (die übrigens deutlich nach den vorhergehenden Trägern riechen) schützend vorm Gesicht.

Erste Schläge von mir… daneben. Erste Schläge von ihr… abgewehrt, abgewehrt…. BÄMMM… ein Klingeln und ein Sausen im Kopf – die linke Gesichtshälfte getroffen. Ich denke mir „Oha, hatte sie nicht gemeint, dass mir nichts Schlimmes passieren wird?!?! Und wenn ihre Einschätzung von ’nichts Schlimmes‘ eine ganze andere als die eines Nicht-Boxers ist?“. Schlag, Gegenschlag…. Ich wehre ab, sie wehrt ab, ich haue daneben… sie trifft. Dieses Mal rechts… es klingelt wieder. Aufgeben? NEIN! Vollgas nach vorne. Der Atem wird zwar schwerer, aber das Adrenalin pusht mich. Bäm, bäm, bäm… Treffer… Ja, ICH habe getroffen. Ein aussichtsloser Kampf, aber ich habe das Gefühl, nicht schlecht auszusehen. Sie trifft jetzt öfter und öfter, drängt mich in die Seile…. Ich treffe sie an der Nase und erschrecke dabei selbst so – wahrscheinlich aus Angst vor der Rache – dass ich sofort in Deckung springe.

Wie ein schreckhaftes Reh…. Wollen würde ich noch… der Körper ist hochgepusht. Aber die Konzentration lässt nach, die Deckung schwindet, die Gegentreffer häufen sich. Und so beschließe ich, nach circa 5 Minuten, zu schreien: „Geronimo“ Nikki und ich umarmen uns, geben uns ein Boxhandschuh-high-five… sie behauptet, ich hätte mich echt gut geschlagen. Vielleicht sagt sie es aus Mitleid, nehme es aber als wirkliches Kompliment an und bin mir auch fast sicher, dass sie es als solches gemeint hat. Auf dem Nachhauseweg fühle ich mich benommen, überlege, dass es eventuell besser gewesen wäre, das Auto stehen zu lassen. Der rechte Kiefer tut weh, beim Abendessen blute ich leicht aus der Nase und der Mundschutz hat meine Lippen innen aufgerissen. Aber ich bin stolz, sehr stolz auf mich!!! Und so geflasht gehe ich ins Squash-Match gegen meinen Kumpel Adrian. Er konnte einem Leid tun… chancenlos. Bei diesem Duell war ich die Nikki Adler – mit Schläger, nicht mit Handschuhen.